Über

Yvonne Unger

Ich könnte dir erzählen, dass ich Ende der 70er Jahre in einer schwäbischen Kleinstadt geboren wurde, die es mir leicht gemacht hat, in die Welt hinauszugehen. Davon dass ich schon länger keinen eigenen Hausstand mehr besitze, von meiner Zeit als digitale Nomadin und meinen Reisen durch die Welt.

Ich könnte dir erzählen, dass ich meiner Liebe für Filme ein ganzes Studium gewidmet und dass ich als Redakteurin mit den Worten jongliert habe. Oder auch, dass ich bei strömendem Regen an Filmsets stand, um mich um das Wohl der SchauspielerInnen zu kümmern.  Davon, dass mein Leben als Angestellte nur von kurzer Dauer war und dass ich 15 Jahre lang als selbstständige Webdesignerin die Nacht zum Tag gemacht habe.

Ich könnte dir erzählen, dass ich mit Schamanen getanzt und mit Daoisten meditiert habe. Davon, dass ich um mein eigenes Chaos zu verstehen, eine Weiterbildung in Systemischer Beratung und in Spiritueller Gewaltfreier Kommunikation gemacht habe. Dass ich durch Ein Kurs in Wundern tiefe Vergebung erfahren durfte. Davon, dass ich mit großer Freude, Dyaden Meditationen anleite.

Seite um Seite könnte ich füllen mit den Geschichten, die das Leben geschrieben hat. Doch so verrückt es für dich möglicherweise klingen mag: Nichts davon hat eine Bedeutung für mich.

Die einzige Geschichte, die mich je interessiert hat, ist diese hier:

  • 1

    Ein existenzielles NEIN!

    So weit ich mich erinnern kann, ist die grundlegende Energie mit der ich in diese Welt kam, fetter trotziger Widerstand. Die Welt erschien mir als ein fremder, nicht sehr einladender Ort. Die Menschen um mich herum verstand ich nicht.

    Was es nicht gerade besser machte, war, dass ich mit der Gabe geboren wurde, den Bullsh*t zu erkennen, den wir uns tagtäglich selbst erzählen und Glauben machen. Als ich auf dieser Welt ankam, ahnte ich noch nicht, dass diese Gabe wenig erwünscht war.

    Zudem war diese Gabe noch so roh wie ein ungeschliffener Diamant. Ohne danach gefragt zu werden habe ich Satz um Satz rausgehauen. Ich verstand nicht, dass meine Hinweise nicht dankbar entgegengenommen wurden.

    Was ich allerdings lernte, war, dass es sicherer war, diese Gabe zu verstecken. Und das tat ich.

  • 2

    Versuche der Selbstrettung

    Abgeschnitten von meiner eigenen Kraft und immer noch verwirrt von dieser Welt habe ich mich in die Welt des Wissens geflüchtet. Buch um Buch auf der Suche nach der Antwort, was das hier alles soll und wie ich hier klarkommen kann. Half aber nicht weiter. Auch der Besuch bei verschiedensten Selbsterfahrungsseminaren, Heilern, Schamanen und Channel-Medien brachte keinen Frieden.

    Mittlerweile hatte sich zu meinem Widerstand noch eine ordentliche Portion Arroganz dazu gesellt. Gemeinsam waren sie mein Bollwerk gegen das Leben. Immerhin war ich diejenige, die wusste, dass das Leben hier ja wohl so was von Bullsh*t ist. (Was für ein verrückter Selbstbetrug!)

    Nach einigen Depressionen, Therapien, Versuchen ein „normales“ Leben zu führen und der intensiven Beschäftigung mit dem endgültigsten aller Auswege, der Selbsttötung, habe ich schlussendlich aufgegeben.

  • 3

    Radikale Hingabe

    Weichgekocht vom Leben habe ich „mich aufgegeben“ oder anders gesagt: an das Leben hingegeben. Ich war zu kraftlos und zu hoffnungslos, um weiterhin so zu tun, als wäre hier irgendetwas zu retten. Diese Stimmung von „Jetzt ist eh schon alles egal…“ war der Spalt in der Tür, durch den das Licht hineinkommen konnte. In der radikalen Hingabe, der vollständigen Bankrotterklärung, dem Scheitern all meiner Versuche begann meine Heilung.

    Mein Herz öffnete sich, auch für die trivial menschliche Erfahrung. Auch für all den Bullsh*t, der sich im Laufe meines Lebens angesammelt hatte. Ich erkannte, dass mein Menschsein dem Licht keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil. Was für eine Befreiung von den eigenen Ansprüchen an ein spirituelles Leben!

  • 4

    Bullsh*t mit Liebe

    Mit der Gewissheit, dass die Wahrheit immer wahr ist, konnte ich all die alten Wunden, verdrängten Gefühle und unbewussten Überzeugungen auftauchen lassen. Schicht um Schicht löst sich seitdem meine Idee von mir und der Welt auf. Nicht indem ich davor weglaufe wie bisher, sondern direkt darauf zu. In der Umarmung von allem, was ist, findet Heilung statt. Ich erkannte, dass ich nichts falsch machen kann. Die Liebe hält all das aus. Und ich auch. Denn ich bin die Liebe.

    Und mit diesem Blick der Liebe auf mich selbst tauchte schlussendlich auch meine Gabe wieder auf – geläutert und beseelt von der Liebe, verankert in dem Wissen, dass alles gut ist, weil es ist.

  • 5

    Alles nur noch rosarot?

    An dieser Stelle wäre es irgendwie total lässig, ich könnte dir sagen, dass ich seitdem nur noch auf Wolke 7 schwebe. Aber nein – so ist es nicht.

    Ich habe gute und schlechte Tage. Mal freue ich mich morgens beim Aufstehen, mal würde ich mir lieber die Decke über den Kopf ziehen. Ich bin immer noch sehr gerne alleine.

    Aber ich habe meinen Frieden damit gemacht, als Mensch auf Zeit die Erfahrung auf dieser Erde zu machen. Ja, das ist vollkommen in Ordnung