Der Verstand ist sehr aktiv. Wenn du ihn beobachtest, wirst du sehen, dass er den Akrobaten im Zirkus ähnelt. Er springt immer hin und her, beugt und dreht sich, und er kennt einige sehr erstaunliche Bewegungen. Aber er ist ein Zirkus. Er ist überhaupt nicht maßgeblich für die Realität. Vielmehr ist er eine vollständige Ablenkung von der Realität. Du wirst die Realität nie wahrnehmen, wenn du auf die Zirkusnummer des Verstandes konzentriert bleibst.
Unser Hauptaugenmerk liegt also darauf, das Interesse am Verstand zu verlieren. Es ist sehr verlockend, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, so wie eine Zirkusvorstellung den Wunsch nach Aufmerksamkeit weckt. Aber tief in dir gibt es einen Wunsch, dich lieber auf den Wiesen rund um das Zirkuszelt niederzulassen als im Zirkus gefangen zu sein.
Also wenden wir unsere Aufmerksamkeit von den Höhen und Tiefen und dem Taumel des Verstandes auf die immerwährende Ruhe der Wiesen. (Und es passiert auch viel auf den Wiesen! Aber es ist real, und das ist etwas ganz anderes als der Zirkus.)
Wahre Stille kannst du nicht erreichen, indem du den Verstand einen Teil des Tages durch meditative Praktiken beruhigst und dann den Rest des Tages in die Geschichten des Verstandes verwickelt bist. Das ist so, als würdest du ständig in den Zirkus rein- und rausrennen. Sicher, du wirst die Ruhe der Wiese erleben und kennen, aber du bist immer noch süchtig nach dem Rummel im Zirkus. Der Zirkus bleibt für dich real. Du wirst nie frei sein durch teilweises Verweilen. Nur völliges Verweilen kann völlig befreien.
Der Verstand wird denken wollen. Du wirst zurück in den Zirkus gezogen werden. Aber eine innere Reaktion auf dieses Verlangen, sobald du es bemerkst, ist sehr hilfreich für das Erwachen. Die innere Antwort ist eine, die deine Aufmerksamkeit vom Lärm des Zirkus auf die stille Liebe zur Wiese lenkt.
Das ist der Zweck des Mantras, das ich dir gegeben habe. Es lenkt konsequent und wiederholt über den Tag hinweg deine Aufmerksamkeit vom Zirkus zurück zur Wiese, die dein wahrhaftigstes Verlangen ist.
Trage das Mantra wie eine Schicht Kleidung. Übe es den ganzen Tag, was auch immer du gerade tust. Das Mantra kann nicht zu viel geübt werden, da wir den Verstand durch den Wunsch lehren, still zu bleiben.
Hingabe ist ein Mittel, um in der Welt zu leben, während du deine Anhaftung an den Zirkus loslässt.
Der Körper bleibt erhalten, ebenso wie die Sinne Sehen, Riechen, Hören, Schmecken und Tasten. Auf diese Weise ist die Interaktion mit der Welt nicht zu vermeiden, solange das Bild der Welt im Verstand bleibt. Die Anhaftung an die Welt erschafft weiterhin das Bild der Welt und all der falschen Konzepte, die sie darstellt. Nicht-Anhaftung durch Hingabe befreit die Welt im Verstand, was eine Verlangsamung seiner Bilder und ein Verblassen der Illusion aus dem Blickfeld erlaubt.
Anhaftung hält die Welt am Laufen. Der Zirkus ist in vollem Gange. Nicht-Anhaftung lässt ihn verblassen, bis nur noch die Wiesen bleiben.
Hilfreich ist auch, jeden Tag stundenlang mit mir zu sitzen, denn meine Anwesenheit und meine Gewissheit stärken deine Entschlossenheit. Auf diese Weise bitte ich dich, mein Schüler zu sein.
Wenn der Verstand nicht in der Stille des Mantras weilt, nutze ihn für den Zweck der Hingabe. Auf diese Weise wird der Verstand immer zielgerichtet eingesetzt, und die Zehen wackeln und kräuseln sich genüsslich, wenn sie die Kühle des Wiesenbodens unter sich spüren.
Überlasse die üblichen Tätigkeiten des Tages der Hingabe, bspw. was du isst und was du anziehst, wann du schläfst, was du sagst und wann du sprichst. Solche Tätigkeiten der Hingabe zu überlassen, bedeutet, das Ego loszulassen. Denn das Ego frönt seinem Selbst, seinem Selbstgefühl, durch gewöhnliche Tätigkeiten wie diesen.
Selbst nach einer Übung der Hingabe wird der Verstand über diese Übung nachdenken wollen. Er wird stolz sein wollen, weil er zugehört hat und gefolgt ist, oder er wird die Bedeutung der Handlung analysieren, zu der du angeleitet wurdest, oder er wird sich die Ergebnisse, die Auswirkungen oder den nächsten Schritt vorstellen. All das ist eine Rückkehr zum Zirkus. Wenn du also siehst, dass dein Verstand auf diese Weise handelt, wende das Mantra an, um den Geist auf die Wiese zurückzubringen.
Frage an den inneren Lehrer: Was tue ich mit diesem starken Widerstand gegen die Übungen, die du mich bittest zu tun?
Antwort: Verstehe, dass jeder Widerstand von der Bereitschaft kommt, dass du zuvor auf den Widerstand gehört hast. Er ist ein Echo aus der Vergangenheit, das jetzt aufgegriffen und gehört wird. Ihm wieder zuzuhören, ist, wie wieder in eine Höhle zu schreien. Das Echo wird nur zurückkehren.
Man kann am Eingang der Höhle stehen und sein eigenes Echo für immer anschreien und das Echo wird nicht sterben. Es wird nur häufiger wiederkehren. Und wenn die Schreie lauter werden, wird auch das Echo lauter werden. Der Weg, das Gefühl des Widerstands zu beenden, ist, aufzuhören in die Höhle zu schreien.
Sei sanft zu dir selbst. Wenn du Widerstand spürst, übe das Mantra trotzdem ruhig und sanft. Diese Übung wird dich nicht verletzen. Und weil du der Versuchung widerstehst, in die Höhle zu schreien, wird das Echo anfangen zu sterben. Und das Üben wird dir in Zukunft leichter fallen.
– Auszug aus: The Teachings of Inner Ramana. Deutsche Übersetzung in Arbeit. –